ÜBER MEINE ARBEIT
(Artist Statement)
Nach Entwürfen für die Massenproduktion der Textilindustrie bis zur selbstständigen Tätigkeit im Gestalten von Unikaten war mein Arbeitsweg von vielen Stationen und Umwegen geprägt
Meine langjährige Beschäftigung mit Flächenkompositionen der Malerei sowie des Textilentwurfs hat mich zum Schablonendruck gebracht.
Durch meine künstlerische Ausbildung fühle ich mich dem traditionellen Umfeld der Kunst des 20. Jahrhunderts verwandt. Mein Vorbild ist die Formensprache der klassischen Moderne: Das Bauhaus, der russische Konstruktivismus, die Wiener Werkstätte. Ebenso gilt mein Interesse den japanischen Druck- und Färbemethoden.
Ich male mit der Schablone.
Ich empfinde meine Liebe zum Siebdruck als Abenteuer.
In der ungeheuren Vielfalt von Farbe und Struktur des Materials ergibt sich eine sinnlich-optische Ästhetik, die meinen Vorstellungen von Rinden, Häuten von Reptilien oder dem Gefieder von Perlhühnern entspricht.
Sämtliche Werkstücke werden im Handsiebdruck hergestellt. Ich benütze nur drei Siebdruck-Rahmen: ein Punktraster- und zwei verschiedene Streifenrasterschablonen. Durch diese mir selbst auferlegte Einschränkung ergeben sich abstrakte Flächen (Quadrate, Kreise und Dreiecke). Nach Verknüpfungen, Verschiebungen und farbigen Überdrucken auf dem Material entsteht eine Harmonie aus Farben und Formen.
Meine jahrelange Beschäftigung mit zahllosen Druckvorgängen hat mich zu einigen neuen Techniken gebracht, z.B. die Bugkanten von plissierten bzw. gefältelten Stoffen so zu bedrucken, dass sich daraus bei der Bewegung die optische Vorstellung von gefiederten Vögeln, im geschlossenen Zustand die von Reptilienhaut ergibt.
Diese verschiedenen durch jahrelange Entwicklung entstandenen Arbeiten sind für mich eine un-endliche Herausforderung, ein unendliches Spiel mit Form, Farbe und Struktur.
Ich zerstöre Oberflächen und lasse sie neu entstehen.
ERIKA PATKA ÜBER URSI FÜRTLER
Die besondere Leistung von Ursi Fürtler besteht darin, dass sie neue Techniken im Bereich des Siebdrucks auf Textil entwickelt hat. Gerade in den letzten Jahren hat sich im Kunstbereich wieder ein großes Interesse für neue textile Ausdrucksformen entwickelt und somit ist ihre Arbeit, die einerseits auf die große Tradition der „Wiener Werkstätte“ zurückzuführen ist, sich gleichzeitig aber durch eine streng minimalistische Formgebung auszeichnet und damit inhaltlich neue Wege geht, hoch aktuell.
HERBERT LACHMAYER ÜBER URSI FÜRTLER
In einer Art „selbstauferlegter Beschränkung“ – so Ursi Fürtler – auf nur fünf verschiedenen Sieb-druckschablonen, die Raster aus Streifen, Punkten, Zacken etc. bilden, entstehen immer neue Varianten und die Vielfalt einer authentischen wie artifiziell nuancenreichen Welt. Eine Verwand-lung vollzieht sich: Oberflächen werden zerstört und bilden sich dadurch immer wieder neu.
Ursi Fürtler exponiert sich in ihrem bisweilen auch eskapistischen Individualismus zwischen japa-nischem Purismus und afrikanischer Art Brut: Damit lanciert sie möglicherweise eine Idee, die als „Bild“ und „Komposition“ die ursprünglich inspirierenden Referenzen vergessen lässt.
Allein durch den Einfall des Lichts, die Bewegung des Stoffes verändern sich Farben, Strukturen, Leichtigkeit oder Schwere des Materials – der textile Körper gewinnt eine changierende Qualität, entzieht sich einer bis dahin gewohnten Fassbarkeit. Auch in den Kontrasten der Farben zählt die Überraschung – fünf Farben in ähnlicher Farbskala gegen eine sechste Farbe konträr gesetzt än-dern die Gesamtwirkung total. Mit der Wirkung von Komplementärfarben geht sie spielerisch um – dadurch entsteht Leuchtkraft und gegebenenfalls ein gewisses Schillern.
Vom russischen Konstruktivismus über das Art Déco bis zur abstrakten Malerei, von der Wiener Werkstätte und dem Werkbund über afrikanische, vorderasiatische Webkünste und japanische Kunst bis hin zu digitalen Kunstformen reicht das Spektrum der Künstlerin.
Die geometrisch reduzierte Abstraktion – wie sie von Wiener Künstlern des Fin de siécle, bei-spielsweise Josef Hoffmann und Kolo Moser, aber auch von englischen Künstlern wie Owen Jo-nes, Walter Crane und Charles R. Macintosh sowie von niederländischen Architekten und Grafi-kern zu einer internationalen Moderne entwickelt wurde – wird von Ursi Fürtler paraphrasiert, ver-fremdet und in eine unverwechselbar zeitgemäße Ausdrucksform gebracht. Dabei gelingt ihr sozu-sagen der Spagat zwischen einer traditionell elaborierten Formensprache und einer darauf referie-renden, jedoch eigenständigen Phantasie und Innovation.
LEANDER KAISER ÜBER URSI FÜRTLER
„Der Dichter Gottfried Benn hat einmal gesagt: ‚Je strenger ein Künstler, desto größer sein Hang zu Finessen und Licht.‘ Von Ursi Fürtler könnte man geradezu lernen, was Finesse und Lichtset-zung bedeutet. Wie sie sich präzise, farblich genau abgestimmt mit reduzierten Mitteln auf die Opulenz der Stoffe einlässt, mit Punkten, Quadraten, Linien, Kreisen etwas in Ihnen und auf Ihnen zum Schwingen bringt, feine Vibrationen erzeugt, ist schwer zu fassen.“